Wann sich Hydraulikaufzüge und ihre Modernisierung lohnen
Wir räumen mit dem Mythos auf, dass ein Hydraulikaufzug für Waren aber nicht für Menschen gut genug ist.
Fällt die Wahl erstmal darauf, im oder am Gebäude eine Aufzugsanlage zu montieren, dann ist die erste entscheidende Frage die nach der Antriebslösung. Soll es eine hydraulisch betriebene oder eine seilbetriebene Aufzugsanlage sein. Der Vollständigkeit halber sind natürlich auch Mischformen möglich, bei der Seile über die Umlenkrolle am Arbeitszylinder der Hydraulikanlage verlegt sind. Allein von dem Zusatz MRL, maschinenraumlos, lassen sich entscheidende Unterschiede ableiten.
Bei seilbetriebenen Aufzuganlagen gibt es oft keinen separaten Maschinenraum. Hier ist der Antrieb meist im Schacht untergebracht. Jedoch kann sich der Maschinenraum samt Seilwinde in einem Anbau / Maschinenraum auch oberhalb des Schachtes oder darunter/daneben befinden. Auf der anderen Seite muss ein Hydraulikaufzug keinen separaten Maschinenraum haben. Hier können die Kompaktaggregate im Schacht untergebracht werden.
Bei jedem Antrieb entstehen Geräusche, die je nach Situation als unangenehm empfunden werden könnten. Insbesondere bei angrenzendem Wohnraum im Dachgeschoss kann dieses Phänomen auftreten. Zudem verlangt der seilbetriebene Aufzug mindestens eine Einheit aus Gegengewichten, welche Platz im Schacht und dadurch zusammen mit den Seilen Platz des Kabinenraums wegnimmt. Mehr Platz für Technik bedeutet eben etwas weniger Raum für die Kabine oder einen größeren Schachtquerschnitt.
Auch ein hydraulisch betriebener Aufzug benötigt nicht unbedingt einen separaten Maschinenraum, ist der Antrieb ein Kompaktaggregat. So oder so kann bei einer Aufzuganlage mit Hydraulikpumpe die Antriebseinheit mit einem gewissen räumlichen Abstand entfernt platziert werden. Darüber hinaus wird der Motor im Ölbad untergebracht, um die Geräuschkulisse weiter zu dämmen. Diese Flexibilität bei der Unterbringung des Antriebs ist ein deutliches Plus für den Hydraulikaufzug, da laute Technik „entfernt“ werden kann.
Wann sollte man sich für einen Hydraulikaufzug entscheiden?
Zunächst einmal sei darauf hingewiesen, dass beide Antriebsarten den Fahrgästen dieselbe Sicherheit bieten. Zu erwähnen ist, dass die Notfallbefreiung beim Hydraulikaufzug deutlich einfacher durchgeführt werden kann.
Wie man vermuten kann, lassen sich aufgrund der physikalischen Eigenschaften die Arbeitszylinder nur bis zu einer gewissen Höhe effizient nutzen. Teleskopzylinder können die Reichweite etwas erhöhen. Dass der Hydraulikaufzug in erster Linie etwas für niedrige Gebäudehöhen ist, da ist also etwas dran.
Im Aufzugsbereich beträgt die Faustregel ca. 5 bis 6 Stockwerke oder eine Hubhöhe von 15 Metern. Darüber ist die seilbetriebene Aufzugsanlage die bessere, meist einzige Wahl. Der Unterschied in der Fahrgeschwindigkeit kann bei solch kurzen Transportwegen vernachlässigt werden. Ein ICE spielt seine Vorteile eben nicht auf einer Kurzstrecke aus.
Bei einigen Wohngebäuden, Bahnhofsanlagen, Flughäfen und auch gewerblich genutzte Immobilien wie Bürogebäude und Einkaufszentren dürfte diese Höhengrenze teilweise unterschritten werden und dadurch für die Verwendung eines Hydraulikaufzugs in Frage kommen. 74 Prozent des Gebäudebestands des europäischen Wohnimmobilien haben weniger als 7 Stockwerke. 1
Auch wenn die Rettungsmaßnahmen bei einer Hydraulikaufzugsanlage leichter durchzuführen sind, dürfen solche im Krankenhaus zum Transport von Personen in den OP Bereich nicht verwendet werden. Ja, besonders beliebt sind Hydraulikaufzüge beim Transport von Lasten, aber wir finden, dass ihnen dieses Image nicht gerecht wird.
Bauliche Gegebenheiten im Schachtraum und architektonische Erfordernisse, die den Motor dort nicht erlauben sind, genauso wie die entfernt platzierbare Geräuschkulisse des Antriebs, ein weiterer Grund für den hydraulisch betriebenen Aufzug.
Kommen wir vom Fahrempfinden und baulichen Erfordernissen zu einem weiteren wichtigen Punkt:
Die Anschaffungskosten
Getrennt nach einmaligen und laufenden Kosten, lässt sich pauschal sagen, dass in der Anschaffung der Hydraulikaufzug durchaus die ökonomischere Wahl ist. Pauschale Preise gibt es bei der Anschaffung jedoch nicht. Der Preis der Aufzugsanlage wird unter Anderem durch das Material, Optik, Anzahl der Haltepunkte, Geschwindigkeit, Beförderungsgewicht und Hubweg bestimmt. Je höher viel Gewicht transportiert werden muss, desto teurer. Soll das ganze dann zudem in einem edlen Gewandt geschehen, z.B. in einer Kabine mit gebürstetem Stahl oder vollverglast, dann schlägt das entsprechend zu Buche.
Bauen im Bestand kann teilweise aufwändiger sein, als bei der Installation in einem Neubau. Das gilt aufgrund der komplexeren Technologie besonders für den seilbetriebenen Aufzug. Hier sind die Kosten bei der Anschaffung abhängig davon, ob der Zylinder ober- oder unterirdisch installiert wird und Teleskopzylinder verwendet werden, um einen höheren Hubweg zu erreichen. Dessen ungeachtet sind sie meist einfacher zu montieren als die Aufzüge mit Seilantrieb.
Bauseitige Arbeiten können bei der Modernisierung des hydraulisch betriebenen Aufzugs meist vermieden werden, was den Immobilienbesitzer auf Grund erheblich reduzierter Kosten, erfreuen sollte.
Also, ein weiterer klarer Punkt für den Hydraulikaufzug im Bereich 5 Stockwerke und weniger, was die Anschaffungskosten angeht. Diesen liegen weit unter den Kosten eines Seilaufzuges und die Montage geht einfacher vonstatten.
Wie sieht es mit den Unterhaltskosten aus?
Im Betrieb benötigt der seilbetriebene Aufzug etwas weniger Energie. Jährlich hat die Aufzugsanlage mit Hydraulikantrieb aber nur einen minimal höheren Energieverbrauch. Im Standybetrieb ist der Hydraulikantrieb sogar niedriger als beim Seilantrieb und typischerweise werden über 50% des Stromverbrauchs bei allen Aufzügen im Standbybetrieb aufgewendet. Hier liegen beide Antriebsarten ungefähr gleich auf.
Gehen wir also davon aus, dass nur geringe Höhen zu bewältigen sind und weniger als 150 Fahrten pro Tag durchgeführt werden (Nutzungskategorie 1 und 2), dann rentiert sich der Hydraulikaufzug weitaus eher, als der seilbetriebene Aufzug trotz seines geringeren Energieverbrauchs.
Egal, ob viele oder wenige Fahrten, der Energieverbauch der Hydraulikaufzugs lässt sich durch passende Modernisierungsmaßnahmen stark positiv beeinflussen. Zum Beispiel durch die Modernisierungsmaßnahmen hin zu einem Aggregat mit einem frequenzgeregelten Ventil.
Dieses führt zu deutlichen Einsparungen beim Energieverbrauch. Geht man bei der Beispielrechnung von einem im Schnitt halbbeladenen Aufzug aus, der pro Tag 800 Fahrten durchführt, können durch die Modernisierung ca. 3000 kw/h eingespart werden. Bei konservativ gerechnet 30 Cent pro Kilowattstunde macht das 1000 Euro Einsparung pro Aufzug und Jahr.
Der Verbrauch der Aufzuganlage kann also durch die Modernisierung positiv beeinflusst werden. Der Einsatz eines frequenzgegelter Ventils am Steuerblock eignet sich, je mehr Fahrten durchgeführt werden. Darüber hinaus bringt die Modernisierung des Hydraulikaufzugs den netten Nebeneffekt, dass der Motor weniger arbeiten muss. Auf die Art werden der Verbrauch, Abwärme und Geräusche reduziert. Neben einer Reduzierung des Energieverbrauchs um bis zu 37% wird nach der Modernisierung auch häufig keine externe Ölkühlung mehr nötig, da aufgrund der nun verminderten Motorbeanspruchung keine große Hitze mehr entsteht. Die ohnehin robuste Technik der Hydraulikaufzugs kann dadurch weiter optimiert werden.
Die Wartungskosten
Der relevantere Part ist jedoch der Wartungsaufwand. Ein Aufzug ist wie ein Automobil etwas, das zyklisch überprüft und gewartet werden muss. Da spielt es dem Aufzugbetreibern in die Hände, dass ein separater Maschinenraum weitaus einfacher zu erreichen ist, als der Schachtkopf. Das gilt nur für das zertifizierte Wartungspersonal, sonst darf sich natürlich niemand in dem Aufzugsschacht aufhalten.
Apropos zertifiziertes Personal. Der Wartungskostenpunkt wird wiederum stark dadurch beeinflusst, ob der Aufzugsbetreiber einen Konzernaufzug wählt, der ihn bei der Reparatur und Ersatzteilbeschaffung an den Hersteller bindet. Der Einsatz verschlüsselter Technologien, wie sie bei Aufzügen von Konzernen oft vorkommen, verhindert dass Aufzugsbetreiber bei Wartungsarbeiten abseits des Herstellers sich frei entscheiden können.
Beim Automobilvergleich wäre das so, als ob Sie immer in die Vertragswerkstatt vom Hersteller müssten. Das sorgt natürlich für einen hohen Qualitätsstandard, verlangt aber auch durch den gedrückten Wettbewerb seinen Preis. Fachpersonal und Ersatzmaterial müssen vom Hersteller autorisiert sein und sind gegebenenfalls rar. Beim Hydraulikaufzug handelt es sich um eine offene Technologie, die von jedwedem Fachpersonal mit dersleben Sicherheit wie vom Hersteller gewartet werden kann.
Das Fachmagazin Lift Journal schreibt dazu: „Um im Nachgang bei Wartung und Reparaturen keine Abhängigkeiten zu riskieren, sollten frei am Markt erhältliche, unverschlüsselte Komponenten eingesetzt werden. Damit kann im weiteren Verlauf jedes Fachunternehmen die Aufzugsanlage betreuen. Das stärkt die Verhandlungsposition nach der Gewährleistung bei Vertrags- und Preisgesprächen.“2
Neben der einfachen Zugänglichkeit des Antriebs sorgt die robuste hydraulische Antriebstechnologie dafür, dass die Wartung seltener und kostengünstiger durchgeführt werden kann. Die Treibscheibe eines Seilaufzugs ist in der Instandsetzung ca. zehnmal so teuer, als die Wartungsarbeiten an der Ölpumpe des Hydraulikaufzugs.
Wann müssen Hydraulikaufzüge geprüft werden?
Hier gibt es keine Unterschiede zwischen hydraulisch und seilbetriebenen Aufzuganlagen, denn alle überwachungsbedürftigen Anlagen mit Personenbeförderung müssen in denselben Intervallen überprüft werden. Die erste Überprüfung erfolgt vor der Inbetriebnahme, spätestens alle zwei Jahre muss eine Hauptprüfung durchgeführt werden, der in der Mitte eine Zwischenprüfung jeweils durch die ZÜS vorausgeht. Ergo erfolgt jedes Jahr eine Prüfung. Die Betriebssicherheitsverordnung macht hier keine Unterschiede zwischen hydraulisch und seilbetriebenen Aufzugsanlagen3.
Wann müssen Hydraulikaufzüge gewartet werden?
Das variiert basierend auf den Faktoren, die oben genannt wurden. Material, Hubweg usw. Dazu kommt die Kategorie der Auslastung und der Bedeutsamkeit der Anlage. Hat ein Aufzug mehr Stillstand, dann muss er seltener gewartet werden. Ist ein Aufzug ein unentbehrlicher Teil der Mobilität in einer Immobilie, dann sollte er ebenfalls in kürzeren Abständen gewartet werden. Typische Wartungsinveralle sind Quartale bis Halbjährlich. Kürzer oder länger ist je nach Beanspruchung immer denkbar.
Ein Aufzug sollte bestenfalls monatlich bis spätestens halbjährlich gewartet werden. Genau wie die Anschaffung handelt es sich hierbei um ein individuelles Unterfangen. Zu beachten ist aber, dass die Wartungsarbeiten bei seilbetriebenen Aufzügen meist etwas aufwändiger sind und wenn Ersatzteile beschafft werden müssen, dann kann es bei Konzernaufzügen mit hauseigener Technologie auch gerne mal zu längeren Wartezeiten kommen.
Wann müssen Hydraulikaufzüge modernisiert werden?
Kurz gesagt, wenn die Aufzugsanlage notwendige Bestimmungen nicht mehr erfüllt, wenn die Anlage nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Wenn Sie schlichtweg durch Mordernisierungen nachhaltige Kosteneinsparungen erzielen möchten oder den Energieverbrauch aus Umweltgründen senken möchten, kann das Aufrüsten des Aggregats und der Steuerung sich lohnen. Darüberhinaus gibt es einige Maßnahmen, um die Barrierefreiheit der Aufzugsanlage zu verbessern. Braille Schrift auf dem Tableau für sehbeinträchtigte Personen oder die Nutzungs der Induktionsschleife beim betätigen des Notfallknopfs, um die Kommunikation direkt auf die fähigen Hörgeräte der Fahrgäste zu übertragen, sind nur zwei Beispiele der Modernisierungsmaßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit. Wir beraten Sie gerne individuell zu diesem Thema.
Für Immobilienbesitzer bedeutet eine Modernisierung der Aufzuganlage immer eine Wertsteigerung der Immobilie von der zeitgleich jeder Bewohner durch den gestiegenen Komfort profitiert.
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Anschaffung, die Unterhaltung, Wartung und Modernisierung einer hydraulisch betriebenen Aufzuganlage bei niedrigen Gebäuden nahezu immer ökonomisch sinnvoller sind, als der Wechsel zu einem seilbetriebenen Aufzugsanlage.
- Die Herstellung ist kostengünstiger, da die robuste Hydrauliktechnologie weniger komplex aufgebaut und länger haltbar ist.
- Die Wartung ist einfacher, da weniger und weniger komplexe Teile benötigt werden.
- Die Wartung geht schneller, weil sie vom Hersteller unabhängig sind und ein Maschinenraum leichter zu erreichen ist.
- Ersatzteillieferungen sind oft einfacher und günstiger, da Sie nicht an die Hersteller gebunden sind.
- Die Standbyzeiten sind Energiesparsamer.
- Die Wartung ist oft günstiger, da der Verschleiß weniger komplexe Teile, wie Dichtungen betrifft.
Als Aufzugsbetreiber einer Hydraulikaufzugsanlage haben Sie in der Regel die freie Wahl der Wartungsfirma. Kontaktieren Sie uns und vereinbaren Sie ein unverbindliches Beratungsgespräch.
- https://www.lift-journal.de/das-comeback-des-hydraulischen-aufzugs ↩︎
- Um im Nachgang bei Wartung und Reparaturen keine Abhängigkeiten zu riskieren, sollten frei am Markt erhältliche, unverschlüsselte Komponenten eingesetzt werden. Damit kann im weiteren Verlauf jedes Fachunternehmen die Aufzugsanlage betreuen. Das stärkt die Verhandlungsposition nach der Gewährleistung bei Vertrags- und Preisgesprächen. ↩︎
- https://www.tuvsud.com/de-de/indust-re/betriebssicherheitsverordnung-info/betriebssicherheitsverordnung-aufzug. ↩︎