Das klassische Image der Lehre ist überholt

Endlich dringt es durch und in die Gesellschaft hinein: Handwerk ist attraktiv. Die Betriebe werden offener für Weiterbildungen und die Universitäten verlieren ihr Image als Must-have für den Lebenslauf. Jetzt entdecken einige Alumni, dass auch in Ausbildung das Wort Bildung steckt.

Das führt dazu, dass immer mehr Abiturienten und Studenten sich in handwerklichen Berufen verwirklichen, anstatt Wissen zu pauken, das sie teilweise nie wieder anwenden. Wissen, das nach Jahren nicht mehr wiedergegeben werden kann, weil es nie angewendet wurde. Da stellt sich dann die akademische Frage: Wenn Wissen nicht wiedergegeben werden kann, wurde es dann aufgenommen?

Die Vorteile der abgeschlossenen Ausbildung liegen auf der Hand: Solides Gehalt und Output schon von der ersten Minute an sowie eine sichere Zukunftsperspektive. Zudem: Viele offene Stellen!

Aber das wohl ausschlaggebendste ist die Aussicht, am Ende eines jeden Arbeitstages das Gefühl zu haben, etwas geschafft zu haben. Denn das Gefühl basiert darauf, das in Lehrberufen tatsächlich etwas geschafft wird. Ein Gefühl, das viele Akademiker angesichts der kaum zu bewältigenden Informationsflut noch verspüren. Verstärkt wird dann der Bildungsfrust, wenn man sich ein Konstrukt erdacht hat, das man nicht bauen kann. Utopien gibt es im Handwerk nicht. Das Machbare wird ganz einfach erreicht.

Der Sinn und Zweck akademischer Bildungseinrichtungen stehen hier außer Frage. Es gibt gute Beispiele für wissenschaftliche Werdegänge mit großem wertschaffendem Output. Ingenieure, Informatiker, Mediziner, Landschaftsarchitekten sind nur ein paar klischeehafte Beispiele.

Was macht man aber mit Absolventen, die die Zeit an der Universität genießen wollen, aber die Zeit danach nicht genießen können?

Was mit den wissbegierigen Schulabgängern, die sich die Hände schmutzig machen wollen? Man zeigt ihnen, was Handwerk wirklich bedeutet. Moderne Technologien, aufgeschlossene Mitarbeiter und ein optimierter Workload.

Einige Berufe werden aktuell zu Studiengängen transferiert. Aber es gibt noch hunderte Ausbildungsstellen, die das Vermitteln, was für viele Hochschulabsolventen eine unlösbarere archaische Frage bleibt: „Was bringt mir das Ganze jetzt?“

Als Geselle stehen auch neben dem angestrebten Ausbilderschein oder Meister immer mehr Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Das Handwerk wird immer attraktiver.

Inspirierend fanden wir zu diesem Thema diesen Artikel: https://www.zeit.de/2019/07/ausbildung-klassische-lehrberufe-beliebtheit-theorie-praxis-handwerk

Wir sind froh und stolz darauf, als Ausbildungsbetrieb unserem ersten eigenen Azubi eine erfüllende berufliche Zukunft bieten zu können.

 

 

 

7 kurze Textauszüge die zeigen, was im Handwerk steckt

(Diesem Text entnommen)

[1] „Jahrelang sank die Zahl der Auszubildenden in klassischen Lehrberufen. Nun wird das Lernen jenseits der Uni populärer.“


[2] „Sowohl 2017 als auch 2018 wurden wieder mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen. Und das verdankt sich nicht allein den Flüchtenden aus aller Welt, sondern auch jenen, die aus dem deutschen Bildungssystem fliehen.“


[3] „Neun Semester hat sie studiert, glücklich war sie nie. Ihr erstes Studienfach, Wirtschaft – zu theoretisch.“


[4] „Dass sie [in ihrer Ausbildungsstätte] vom ersten Tag an Verantwortung übernehmen durfte, zum Beispiel für die Pipeline zum Bräustüberl, das baute sie nach all dem Uni-Theoriefrust wieder auf.“


[5] „Es sind, so hat das Bundesinstitut für Berufsbildung herausgefunden, meist junge Männer, die nach dem Abitur oder im Studium frustriert die Bücher zuklappen.“


[6] „Aber im Gegensatz zu vielen Universitäten überlässt hier keiner den Nachwuchs sich selbst.“


[7] „Es gibt tausend Wege, nach der Lehre weiterzumachen. Man muss nur einen finden.“


[8] „Rund 530.000 Ausbildungsplätze wurden 2018 vergeben, 8.000 mehr als im vergangenen Jahr.“